Wir sind immer noch auf der selben
Farm, aber hoffentlich nicht mehr so lange. Hier ist zwar alles cool,
aber ich will weiter. Gesi versucht das alles noch hinauszuzögern,
weil es ihr hier auch so gut gefällt.
Samstag hat es fast den ganzen Tag
geregnet und wir mussten auch nur drei Stunden arbeiten. Wir waren
also viel im Haus und haben uns fast schon gelangweilt. Gesi hatte
die Bilder von unserer Zweitageswanderung sortiert und ich habe viel gelesen. Ich versuche
mich jetzt tatsächlich an die zehn Bücher der Reihe Das Lied von
Eis und Feuer – besser bekannt als A Game of Thrones –
puh.
Mittlerweile haben wir die zwei
Hongkonger auch schon je einmal Auto fahren lassen. Angeblich haben
sie das vorher noch nie gemacht, dafür waren sie erstaunlich gut.
Zu der Wanderung müssen wir auch noch
etwas schreiben. Das hat echt gefetzt. Ich war noch nie auf diese Art
und Weise wandern. Von der unglaublichen Landschaft ganz zu schweigen
wird so ein Rucksack echt schwer und die Übernachtung in der Hütte
in der Mitte von nirgendwo ist echt funky.
Sonntag haben wir eine halbe
Doppelschicht geschoben und nach dem Mittag noch mal für etwa drei
Stunden gearbeitet, damit wir Montag einen freien Tag haben können.
Dadurch konnten wir ein ganzes Projekt an einem Tag durchziehen. Wir
haben Weiden gepflanzt und in einigen, vielen, Jahren wird hier ein
Tunnel und eine Art Hütte entstehen, nur aus Bäumen. Fein.
In die „Stadt“ Ashburton fahren wir
dann Montag um einerseits den zwei Dudes zu helfen ihren Job bei
einer Milchfarm zu bekommen und anderseits um ein paar Einkäufe zu
machen. Gesi will unbedingt in den Neuseeländischen Sockenoutlet –
fragt mich nicht?! Außerdem brauchen wir extra Spaß zum Essen. Der
Deal ist in etwa so, dass wir zum Beispiel für das Frühstück
Toastbrot, Haferflocken, Kiwis und vielleicht Butter bekommen. Extra
Spaß wie Marmelade, Käse, Äpfel oder so etwas kaufen wir extra.
Genauso die riesen großen 2 Liter Cookie Icecream Becher, an denen
Gesi einfach nicht vorbei gehen kann.
Zwischen all‘ diesen Sachen bekommt
man stets und permanent Lebensweisheiten von Fraser zu hören. Den
einen Tag kam ich um neun Uhr aus unserem Haus. Es war strahlend
blauer Himmel und die Sonne war schon stark. Also hatte ich nur eine
kurze Hose und ein Shirt an. Fraser war ganz überrascht und fand
mich ganz schön taff. Wie dem auch sei antwortete ich, weil wir
gerade den Tag davor über das Thema sprachen, dass ich doch mein Vitamin D bräuchte. Ich hatte nicht sonderlich über diesen Satz
nachgedacht, aber bekam so gleich die Quittung. Fraser hielt mir und
uns dann eine philosophische Grundsatzrede über dieses frevelhafte
Verhalten heutzutage, dass jeder nur noch so redet: „Ich
genieße meinen Kaffee.“ „Ich brauche meine Ruhe.“ „Ich will
mein Glück finden.“ anstatt es neutraler auszudrücken „Ich
genieße den Kaffee.“ „Ich brauche die Ruhe“. „Ich will das Glück
finden.“ Eben total Ich-bezogen. Und joar was soll ich sagen, recht
hat. Ich brauche nämlich gar nicht mein Vitamin D, sondern nur
Vitamin D.
Später erzählte mir noch einer der
Söhne die neuste Erkenntnis aus Australien. Dort wurde nämlich eine
zweite Verwendung für Schafe gefunden …
Wolle!
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